Lore Perls Literatur Preis - Würdigung einer herausragenden Persönlichkeit

Der "Lore -Perls -Literaturpreis Pforzheim“ steht unter dem Leitgedanken: Internationales Erinnern wird Gestalt gegen das Vergessen. Lore Perls, die maßgebliche Begründerin der Gestalttherapie, wird damit geehrt.

Unter den Millionen ermordeter Menschen im Nationalsozialismus, den Opfern des Holocausts, der Shoah, des Völkermordes waren auch viele bekannte und unbekannte Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen sowie Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler. Von den Nationalsozialisten getötet oder aus Deutschland vertrieben, sind heute leider viele vergessen.

 

Lore Perls, Jüdin und Psychotherapeutin, war eines der Opfer des Nationalsozialismus, die Deutschland verlassen musste. Vergleichbar mit der „Bauhaus-Bewegung“ als bedeutendem kulturellem und gesellschaftlichem Eckpfeiler in der Entwicklungsgeschichte Deutschlands , können die Leistungen von Lore Perls auf dem Gebiet der Psychologie dargestellt werden. Sie baute keine unsichtbaren Häuser aus Stein, sie baute am Unsichtbaren. Dieses unsichtbare Kulturgut ging und geht noch heute um die Welt. Viele Neuerungen, nicht zuletzt im kreativen Bereich, wurden durch Lore Perls angestoßen und haben ihren Ursprung in Pforzheim. Dieses Wissen bekannt zu machen, ist eine historische Aufgabe.

 

Lore Perls verstand sich immer auch stets als Autorin, Schriftstellerin und Psychotherapeutin und erachtete die Verbindung zwischen Literatur und Kunst als Bereicherung im Wirken am Menschen.

Literatur vermag den Einzelnen zu stützen, ihn befähigen neue Wege zu beschreiten und Krisen zu bewältigen. Das zeigt sich als Ergebnis ihrer psychotherapeutischen Alltagsarbeit.

 

Es gibt ein unsichtbares Band zwischen der Arbeit der SchriftstellerInnen und der Arbeit der PsychotherapeutInnen. Für beide ist die Seele eine Wildnis, beide beschäftigen sich hiermit zum Wohl des Einzelnen und zum Wohle Vieler. Der Lore -Perls -Literaturpreis will literarische Werke auszeichnen, die sich in besonderer Weise dieser Haltung verpflichtet fühlen und es vermögen das Unsichtbare sichtbar, lesbar und erfahrbar werden zu lassen.

Der Lore -Perls -Literaturpreis lässt den Menschen in seinem Gestaltungswillen sprechen.

2021: Erster Lore-Perls-Literaturpreis Pforzheim geht an Daniel Mylow

Die Jury zum 1. Lore-Perls-Literaturpreis Pforzheim hat getagt: Daniel Mylow geht als Sieger hervor.

Die Ausschreibung zum 1. Lore-Perls-Literaturpreis Pforzheim ist auf große Resonanz gestoßen. Nach einem aufwendigen Verfahren hat die Jury nun den Preisträger ermittelt. Der mit 5.000,-- €  dotierte Preis geht an den schon mehrfach ausgezeichneten Autor Daniel Mylow. 

Die Auswahl aus über 250 anonymisierten Einsendungen sei aufwendig gewesen. Die fünf Schlussjuroren Dr. Nancy Amendt-Lyon (Wien), Dr. Rafael Seligmann (Berlin), Prof. Barbara Traub (Stuttgart), Dr. Jürgen Glocker (Waldshut-Tiengen) und Dietrich Wagner (Neuenbürg) entschieden sich für die Erzählung „Jacob“ des Autors Daniel Mylow aus Wangen/Bodensee. In der Begründung der Jury heißt es, Mylow sei mit seiner „poetischen Lakonie“ ein überzeugendes Portrait des jüdischen Juristen, Dichters und Schriftstellers Jacob Picard gelungen: „Mit Hilfe eines  Bewusstseinsstroms, der durch den Verzicht auf Satzzeichen den Leserinnen und Lesern absichtlich immer wieder Stolpersteine in den Weg legt, entstehen eindrückliche Bilder, wird auf engem Raum ein ganzes Leben im 20. Jahrhundert sichtbar, das in manchen Zügen an das Schicksal von Lore Perls gemahnt. Die Leser sehen Jacob Picard auf dem Sterbebett, und sein Leben zieht in seiner Erinnerung vorüber: Kindheit und Jugend am Bodensee, Studium, Heirat, Trennung, die Flucht vor den Nazis, das Emigrantendasein, die Rückkehr, nicht zuletzt die Bedeutung der Literatur. Das alles ist gut gesehen und angemessen in Sprache gefasst.“ Mylow ist als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Ethik in Überlingen sowie als Dozent für Literatur an der Volkshochschule des Bodenseekreises tätig. Für seine Texte wurde er schon mehrfach ausgezeichnet. Mylow hat u. a. den Thriller „Rotes Moor“ (2017) und den Roman „Greisenkind“ (2020) veröffentlicht. (J. G.)